Eva & CO - Künstlerinnengemeinschaft

Rottalgasse 4

Im Jahr 1981 gründeten die Künstlerinnen Veronika Dreier, Eva Ursprung, Anne Wrulich, Dorothea Konrad und Silvia Ulrich Eva & Co, die erste feministische Kulturzeitschrift Europas.

Wichtig war den Gründerinnen ein Gegenge-wicht zur männerdominierten Kunstszene und Kulturpolitik zu setzen. Es war wesentlich für die Aktivistinnen einerseits nur mehr mit Frauen zusammenzuarbeiten und andererseits vor allem für Frauen zu produzieren.

In Wien wurde das Thema Frauen und Kunst schon 1975 diskutiert. 1982 erschien das erste Heft von Eva & Co, in dem kulturpolitische Forderungen aufgestellt wurden und der haarsträubende Sexismus in der Kulturszene analysiert wurde. Literarische Texte wurden ebenso veröffentlicht wie Fotos einzelner Arbeiten der Künstlerinnen. Das erste Heft wurde noch ohne Subventionen produziert, Texte wurden abgetippt, Layouts geklebt und das Heft wurde selbst gebunden.  

Zwischen 1984 und 1986 verließen drei Künst-lerinnen die Gruppe, weil sie genug hatten von unbezahlter Arbeit und dem Kampf um die Herstellung und den Vertrieb der Hefte.

Eva Ursprung und Veronika Dreier gründeten 1986 die Künstlerinnengemeinschaft Eva & Co, Erika Thümmel kam später dazu. Internationale Ausstellungen wurden organisiert (Bonn, Madrid, Glasgow, Dublin etc.).

Veronika Dreier, Erika Thümmel, Eva Ursprung, Doris Jauk-Hinz und Irmi Schaumberger 1989 bei einer Ausstellung im Frauenmuseum Bonn

Im gleichen Jahr entwarfen Veronika Dreier und Erika Thümmel die Pud-Ding-Frau, eine lebensgroße Frau  aus hautfarbenem Himbeerpudding und „blondem“ Vanillepudding, die nach der Präsentation zerstückelt wurde. Damit war ein erster Schritt in Richtung Eat-Art gelegt, dem weitere folgen sollten. 

1989 entstand das erste Freßheft – ein Buch aus Brot, Aspik, Oblaten, Speck und Kümmel. Im Jahr darauf erschien die zweite Edition im Rahmen der feministischen Buchmesse in Barcelona. Einige Exemplare davon werden in der Londoner National Art Gallery ausgestellt und fotografisch archiviert.

1992 lösten Veronika Dreier, Eva Ursprung, Erika Thümmel und Reni Hofmüller die Künst-lerinnengemeinschaft auf.

Lit.: Ilse Wieser: Eva & Co – Künstlerinnengemeinschaft und erste feministische Zeitschrift Europas. In: WOMENT! Eine Würdigung der Grazer FrauenStadtGeschichte. Dokumentation und Lesebuch (Hg. Bettina Behr, Ilse Wieser) Innsbruck, Wien Bozen 2004, S. 118 ff.

Danke an Erika Thümmel für inhaltlichen
Anregungen und die Fotos.

Zur Würdigung von Eva & CO wurde eine WOMENT!-Tafel 2003 in der Rottalgasse 4 angebracht, wo sich der ehemalige Redaktionsitz von Eva & Co befindet. Viele erinnern sich an die 4 m große Superfrau, die im August 2003 am Haus Sackstraße 29/Kaiser Franz Josef Sky angebracht war, jetzt ist sie noch im Innenhof des Rathauses zu sehen.

WOMENT!-Tafel:

Sie hat einen Gegenentwurf zu SelbstHERRlich-keit des Kulturbetriebes geschaffen. Als Politik, Kritik und Umsturz ist die Arbeit der Künstler-innengemeinschaft zu verstehen. Am vermeint-lichen Ende kam der konsequente nächste Schritt: „Wir gehen in den Untergrund und in den Himme!“  

Text: Eva Rossmann

http://woment.mur.at/index_WOMENT.html

 

In den zehn Jahren des Bestehens erschienen 24 Hefte, Arbeiten von 250 Künstlerinnen und Theoretikerinnen wurden veröffentlicht und einige der Frauen sind in dieser Zeit zu namhaften Künstlerinnen und Wissenschaft-lerinnen geworden.

In ihrem Abschlussmanifest, das 1993 erscheint, erklären die Künstlerinnen, dass sie nicht länger ein Alibi seien, denn Eva & Co war ein Alibi für die schlechte Präsenz von Frauen im Kultur-betrieb.  

Lit.: Carmen Unterholzer: Mit der Absage an den Geniemythos kam die Lust an der Kunst. Zu Veronika Dreier, Erika Thümmel und zur Geschichte von Eva & Co. In: Über den Dächern von Graz ist Liesl wahrhaftig. Eine Stadtgeschichte der Grazer Frauen (Hg. Carmen Unterholzer, Ilse Wieser) Wien 1996, S. 275 ff.